Der vorhandene bzw. nachweisbare Stellungsfehler wird vollständig durch exakt bestimmte prismatische Gläser ausgeglichen; diese Methode beinhaltet wegen der nicht symptomischen, sondern ursächlichen Korrektion eines konstitutionellen Fehlers große Möglichkeiten, aber ebenso auch einige Probleme:

  • Da die Methode einen hohen Lern- und Übungsaufwand des Prüfers erfordert und kein Bestandteil der normalen augenmedizinischen Ausbildung ist, stehen bisher nur wenige Fachleute dafür zur Verfügung.
  • In der ersten Untersuchung wird wegen der "fest eingefahrenen" Kompensationsmechanismen und des veränderten Muskeltonus fast immer nur "die Spitze des Eisberges" gefunden, es sind regelmäßige Nachuntersuchngen mit Anpassung der Gläserstärke erforderlich.
  • Es gibt Umstellungsprobleme bei erstmaligem Tragen der Brille, da sie einen Eingriff in alles bisher vom Gehirn für die Augensteuerung Gelernte darstellt; werden diese ersten Stunden bis Tage überstanden, wird die Richtigkeit der Brille schnell erkennbar, dass die Kinder "brillensüchtig" werden und sich erste positive Veränderungen einstellen, zum Beispiel in der Lesebereitschaft und -geschwindigkeit.
  • Mit der Brille kann des bis dahin kompensierte Winkelfehler sichtbar werden, wenn er groß genug ist. Bei uniformierten Eltern kann dann der Eindruck entstehen, dass die Brille zum Schielen führt.
  • Manchmal sind die zugrundeliegenden Winkelfehler so groß, dass eine operative Korrektur erwogen werden muss, da sonst die Brillengläser zu dick würden, um noch getragen werden zu können. Dies war bisher bei sechs der an unserer Schule nach dem MKH - Verfahren korrigierten Kinder (entsprechend rund 7%) der Fall. Nur in seltenen Fällen (bei extrem großen Winkelfehlsichtigkeiten von 50 oder sogar 70 cm/m ) muss schon zwischendurch der bis dahin gefundene Fehler operativ korrigiert werden. Von den sechs operieren Kindern an unserer Schule waren davon zwei Kinder betroffen, beide mit jeweils zwei Operationen.

Weit verbreitet ist die Ansicht, dass Winkelfehlsichtigkeiten bis etwa 3 Grad (entspr. 5 - 6 cm/M ) harmlos sind und deshalb nicht korrigiert werden müssen; dies ist nach unseren Erfahrungen mit Kindern, die trotz kleiner Fehler hohe Auffälligkeiten (und vor dem Hintergrund, dass der bei der ersten Untersuchung gefundene Wert fast nie "die ganze Wahrheit" ist), nicht haltbar. Auch sehr kleine Fehler sollten korrigiert werden. Wenigstens ein Versuch über ca. 12 Monate inklusive aller angesetzten Nachuntersuchungen sollte unternommen werden.